8. Januar 2012

Ab in den Sueden, der Sonne hinterher...

Wer glaubt das Backpacken nur aus Sonne, Strand und Erholung besteht, dem muss widersprochen werden. Bei uns kann das Motto eher wie folgt beschrieben werden: Der Weg ist das Ziel. Und dieser Weg kann manchmal anstrengend sein, wenn die Zeit in einem Land limitiert ist und man sich einiges an Strecke und Attraktionen vorgenommen hat.

Morgens um 3:15 Uhr des 4. Januars klingelte also schon wieder unser Wecker in Bangkok von wo wir dann mit Air Asia weiter nach Hanoi im Norden Vietnams abhoben. Zum Glueck hatten wir uns vorher wettertechnisch schlau gemacht, allerdings hatten wir nicht mit so niedrigen Temperaturen gerechnet. 5-10 Grad und Nieselregen empfingen uns im derzeit winterlichen Hanoi. Auch andere Backpacker merkten schnell, dass Flip Flops und kurze Hosen nicht die richtige Wahl waren. Im Hostal angekommen, war es zunaechst auch nichts mit aufwaermen, denn es gab einen Stromausfall, was wohl im alten Teil von Hanoi Gang und Gebe ist. Also machten wir uns warm eingepackt auf den Weg um die Altstadt zu erkunden, die zusammen mit dem Franzoesichen Viertel an einem grossen See im Zentrum Hanois liegt.Wenn man es erst mal geschafft hat den zahlreichen Mopeds und Fahrradfahrern erfolgreich auszuweichen, lohnten sich die Anstrengungen durchaus und wir genossen es durch die vielen kleinen Gassen zu schlendern und ins Vietnamesische Leben einzutauchen. Auch unser erstes lokales Essen entschaedigte fuer die Strapazen, so dass die Kaelte laengst vergessen war. Der Tag endete nach ein paar wohl verdienten Bierchen frueh im Bett unseres preiswerten Hostals, welches auch mit Strom nicht unbedingt charmanter wurde. Aber am naechsten Tag sollte es schon wieder frueh am morgen weiter gehen denn wir hatten fuer die folgenden zwei Tage eine Tour nach Halong Bay gebucht. Ohne organisierte Tour ist es leider schwer sich dort umzuschauen bzw. um auf eines der Boote zu kommen. Halong liegt ca. 3,5 Stunden von Hanoi entfernt und von dort steigt man dann auf eines der zahlreichen "Traumschiffe", die Touris wie uns hinaus zur Halong Bay fahren. Halong Bay gilt als eines der groessten Attraktionen Vietnams. Tausende von Felsen, die aus dem Meer ragen, erstrecken sich kilometerweit in der Bucht vor Halong. Landschaftlich schon recht schoen, aber insgesamt eine sehr touristische Veranstaltung – zu unserer Enttaeuschung. Aber von vorn: Wir wurden also morgens gegen 08:00 Uhr an unseren Hostal vom Bus abgeholt, der bereits mit Dutzenden Backpackern bis zum letzten Sitz vollgestopft war. Wir stiessen auf eine bunte Mischung aus Australiern, Canadiern, Polen, Hollaendern, Amerikanern und Franzosen die alle das gleiche Ziel wie wir hatten. In Halong angekommen wurden wir dann auf unser "Traumschiff" verfrachtet und schon ging es mit einiger Verspaetung raus aufs Meer. Vorbei an einem schwimmenden Fischeroertchen wurden wir bereits schon nach 30 Minuten vom Boot runtergefercht und besichtigten eine Tropfsteinhoehle. Wer wollte konnte danach noch Kajak fahren. Wieder zurueck an Bord kamen wir mit den anderen Backpackern schnell ins Gespraech und vergassen beim gemeinsamen Kartenspiel und Getraenk die Kaelte an Bord. Geschlafen wurde dennoch in voller Montur bzw. in allen Klamotten, die wir dabei hatten, da es verdammt kalt war! Somit kam trotz der durchaus schoenen Kulissen keine Romantik an Board auf.







Gegen Mittag des folgenden Tages ging es mit dem Bus schon wieder zurueck nach Hanoi. Die Zeit draengte, da wir unseren Anschlussbus weiter nach Hue bekommen mussten. Es blieben etwa 15 Minuten nachdem wir endlich in Hanoi ankamen, um zurueck zu unserem Hostel vom Vortage zu gelangen, da wir von dort von dem Nachtbus abgeholt werden sollten. Zu unserer Ueberraschung kam aber kein Bus, sondern ein “Kurier” auf dem Mofa. Er deutete uns auf Vietnamesisch an, dass wir beide mit unseren Rucksaecken und Daypacks aufsteigen sollten. Wir waren etwas verbluefft, denn schon fuer eine weitere Person allein, waere das Mofa bereits zu klein gewesen. Aber was nicht passend ist, wird hier passend gemacht und so fanden wir uns ein wenig spaeter zu dritt auf dem Mofa wieder und duesten durch die Strassen von Hanoi, immer hoffend, dass wir nicht umkippen oder irgendwo haengen bleiben. Aber die Vietnamesen sind Weltmeister wenn es darum geht, etwas auf dem Mofa zu transportieren – vom Kuehlschrank ueber Matrazen bis hin zum Sofa, alles wird auf dem Mofa von A nach B transportiert. Wir wurden dann an einer Bushaltestelle runtergelassen, ein Vietnamese der wie aus dem Nichts auf einmal auftauchte drueckte uns die zwei Bustickets in die Hand und verschwand genauso schnell wie er gekommen war. Hier stiegen wir also in den Nachtbus, der uns nach Hue bringen sollte. Er sah nicht aus wie auf den Hochglanzbildern der Travel Agency, aber das hatten wir schon erwartet und jetzt konnten wir es eh nicht mehr aendern. 14 Stunden fuhren wir also insgesamt und lagen wie die Oelsardinen auf Schlafbetten, Bea eingequetscht zwischen Phillip und einem nach Bratfett und Alkohol riechenden Franzosen. Verdammt anstrengend, aber auch das verbuchten wir unter der Rubrik "ok, es war mal eine Erfahrung".

Als wir morgens um 9 Uhr in Hue ankamen, waren die Temperaturen zum Glueck schon etwas hoeher, aber es regnete leider immer noch. Als wir den Taxi Fahrern und sonstigen Transporteuren, die jedesmal an den bekannten Backpacker-Bushaltestellen auf naïve Touristen lauern und ueberhoehte Fahrtkosten andrehen wollen, erst einmal entkommen waren, machten wir uns auf dem Weg zu unserem Hostal, um spaeter noch historische Sehenswuerdigkeiten zu besuchen. Da uns der Ort aber ansonsten nicht gefiel und das Wetter wie gesagt auch nicht mitspielte, entschlossen wir uns dazu, so schnell wie moeglich Richtung Sueden weiterzureisen, was am naechsten Tag der Fall sein sollte. Vorher goennten wir uns aber noch eine Massage fuer je 5 USD und trafen am Abend unsere Hollaendisch/Polnischen Backpacker-Freunde aus der Halong Bay zum gemeinsamen Essen.

Als wir am naechsten morgen auf den Bus warteten, lernten wir zwei sympathische Deutsche kennen mit denen wir eine unterhaltsame Busfahrt nach Hoi An hatten und uns daraufhin auch im gleichen Hostal einquartierten.
Hoi An war Balsam fuer unsere Seele, denn nicht nur das Klima war hier viel angenehmer und waermer, auch das Stadtbild war charmant und huebsch. Hoi An ist ein kleines niedliches Fischerdorf mit bunten Haeusern und vielen netten Cafes und Restaurants. Autos sind gluecklicherweise in der Altstadt verboten und somit konnten wir gemuetlich durch die kleinen Gassen schlendern und uns alles in Ruhe anschauen. Tolle Galerien und zig Schneiderlaeden zaeumten die Gassen und es war einfach herrlich, mal nicht die ganze Zeit vor hupenden Autos und Mopes fluechten zu muessen.
Im Anschluss schnappten wir uns noch zwei Fahrraeder, die unser Hostal vermietete und starteten unsere Erkundungstour rund um Hoi An. Abends sassen wir in netter Runde mit den Deutschen und dem Hollaendisch/Polnischen Paerchen, dass wir in Halong Bay kennengelernt hatten , beim gemuetlichen Bierchen zusammen.
Den zweiten Tag verbrachten wir erstmal mit einem ausgiebigen Fruestueck in der Sonne auf der Terrasse eines kleinen Cafes und beobachteten die Leute und Touristen, die an uns vorbei marschierten. Gut gestaerkt ging es auf den im Zentrum gelegenen Markt. Frische Kraeuter, Obst und Gemuese sowie Fisch und Fleisch wurden von alten vietnamesischen Frauen verkauft, die uns zu unserer Erleichterung keine grosse Beachtung schenkten. Denn ansonsten wird man hier wirklich an jeder Ecke angequatscht um Armbaender, bunte Laternen oder Postkarten zu kaufen.